„Wat schall dat denn?“, würde wohl der niederdeutsche Ureinwohner denken. Doch der denkt es nicht. „Was soll das denn?“, denkt eher derjenige, der nach Cuxhaven anreist und das Ortsschild passiert. Muss es nicht „Cuxhafen“ heißen?
Cuxhaven, Bremerhaven, Wilhelmshaven
Während die Gründung Bremerhavens und Wilhelmshavens mit dem Ziel geschah, Nordseehäfen zu schaffen, verhielt es sich mit der Gründung von Cuxhaven anders. Obwohl Funde auf eine Besiedelung des Gebietes bereits vor 4.000 Jahren schließen lassen, beginnt Cuxhavens Geschichte erst, nachdem das Schloss Ritzebüttel an die Stadt Hamburg abgetreten wurde. Das kam der reichen Hansestadt sehr gelegen und sie errichtete an dieser Stelle einen Schutzhafen und einen Stützpunkt gegen die zunehmende Piraterie.
Aus Schloss Ritzebüttel wird Cuxhaven
Die reichen Hansekaufleute ließen es sich nicht nehmen, aus der Flussmündung mehr Nutzen zu schlagen. Zwei Köge ließen sie bauen, um Land zu gewinnen. Der Legende nach geht der Name auf diese Köge zurück. Doch dem Unterfangen war kein Glück beschieden. Der mächtige Mündungsstrom der Elbe und hereinbrechende Nordseefluten holten sich das Land zurück. Etymologen sind sich außerdem uneins, ob mit dem Wortteil „Haven“ wirklich ein Hafen gemeint war oder ob er auf den indogermanischen Begriff „hove“ für Hof oder Garten zurückführt. Das spielt ab der Übernahme von Schloss Ritzebüttel durch die Hamburger jedoch keine Rolle mehr. Die Hanse dominierte bereits mehr als nur den Handel. Sogar, welche Sprache gesprochen wird, ging von ihr aus. Dass dieser Hafen Cuxhafen heißen könnte, war zu keinem Zeitpunkt denkbar.
Amtssprache Niederdeutsch
Plattdeutsch oder Niederdeutsch war seinerzeit die vorherrschende Sprache in ganz Norddeutschland und darüber hinaus. Der Einfluss von Plattdeutsch findet sich in den skandinavischen Sprachen wieder und sogar im Englischen. Diesen enormen Verbreitungsgrad förderte vor allem die mächtige Hanse. Bis zu deren Niedergang Ende des 17. Jahrhunderts bestimmte das „Lübsche Platt“ nicht nur die Region, sondern diente daneben als Handelssprache im Gebiet der Hanse. Erst nach deren Ende setzte sich Hochdeutsch durch, was jedoch nicht jedem gefiel.
Hochdeutsch auf dem Siegeszug
Lange Zeit existierten beide Sprachen nebeneinander. Vor allem im Privaten bevorzugten die Norddeutschen das Plattdeutsch weiterhin. Zwischenzeitlich galt Hochdeutsch als Berufssprache. Der Gebrauch galt vorwiegend dem mündlichen Austausch im Beruf oder im Handel und durchdrang den norddeutschen Raum zunächst als Sprache der Männer. Erst später setzte sich Hochdeutsch als Amtssprache durch und galt bald als Sprache der Gelehrten. Das gemeine Volk blieb bei seiner Sprache.
Die Macht des Gewohnten
Ein besonders Kuriosum bildet dabei Wilhelmshaven. Der geplante Marinehafen wurde erst nach der Einführung der hochdeutschen Amtssprache eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt hätte es demnach auch Wilhelmshafen heißen können, doch es blieb bei der Schreibweise mit V auf Befehl des preußischen Königs Wilhelm I. Auch eine Umbenennung von Cuxhaven in Cuxhafen kam nie in Betracht und der Name blieb wie bei Bremerhaven bis heute erhalten. Ein Hoch der lokalen Tradition.
Cuxhafen wird es nicht geben
Noch bis heute sind viele Gemeinden der Region fest mit der plattdeutschen Sprache verbunden, denn eine Sprache ist Plattdeutsch und kein Dialekt. So lehren Schulen die Sprache wieder und Einheimische pflegen sie weiterhin im Alltag. Im Land Schleswig-Holstein ist Plattdeutsch sogar Amtssprache neben Hochdeutsch und auch der Hamburger Senat diskutiert auf Niederdeutsch verfasste Eingaben „op Platt“, wie es hier heißt. So wundert es wenig, wenn in Bremerhaven ein neu erstandenes Stadtviertel den Namen „Havenwelten“ erhält. Schauen Sie mal vorbei. Es ist wirklich am Hafen entstanden, mit viel Wasser und herrlichen Aussichten.
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